Depression

Depression im Alter – Es ist nie zu spät, dagegen zu steuern

Ältere Menschen blicken auf ein sehr bewegtes Leben zurück. Sie haben schöne Dinge erlebt, Schicksalsschläge und schwierige Dinge gemeistert, Ziele erreicht oder auch nicht. Doch wenn Einsamkeit den Alltag bestimmt, schwinden Lebensfreude und Motivation, negative Gedanken finden Zeit und Raum, sich auszubreiten. Der Ehe- oder Lebenspartner ist verstorben, die Kinder kommen lediglich an den Feiertagen zu Besuch oder wohnen vielleicht im Ausland, die Kommunikation beschränkt sich evtl. nur auf gelegentliche Telefonate und Briefe. Zu den Nachbarn besteht wenig Kontakt, und die, mit denen man sich einmal so gut verstanden hat, sind mitunter schon verstorben.

Depressionen im Alter bleiben oft unerkannt, weil sich die Menschen zurückziehen, in sich kehren und die Gedanken um Erlebnisse kreisen, die sie nicht erst seit gestern, sondern schon ihr ganzes Leben begleiten. Doch das hält vom Leben, das noch vor ihnen liegt, ab und schwächt auch die Gesundheit. Einsamkeit und Depression gehen oftmals Hand in Hand bei älteren Menschen, das Eine begünstigt das Andere. Warum das so ist und welche Strategien hilfreich sind, wird hier aufgezeigt.

Depression im Alter
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Der Generationenwechsel und wie belastend er für Senioren sein kann

Nach und nach reduzieren sich die Kontakte, da Freunde, Bekannte oder Verwandte im gleichen Alter oder älter sterben. Mit jedem, der geht, schwindet auch ein Stück Lebensfreude, das eigene Ende wird mit jedem weiteren Todesfall vor Augen geführt. Das kann zu Depressionen führen und dem älteren Menschen auch Kraft rauben, die er aber benötigt, um das Leben zu genießen. In die Straße, in der man wohnt, ziehen zunehmend jüngere Leute ein, eine Kontaktaufnahme fällt schwer. Senioren, die täglich Besuch von einem Pflegedienst erhalten, freuen sich, dass überhaupt jemand zu ihnen kommt, auch wenn der häusliche Pflegedienst natürlich nicht als Gesellschafter agiert, sondern lediglich die wichtigen pflegerischen Maßnahmen übernimmt.

Die Mehrzahl der Senioren möchte weitestgehend selbstbestimmt leben und den vertrauten Platz, sei es Eigenheim oder Wohnung, nicht aufgeben. Doch Einsamkeit führt in eine Spirale, der Austausch mit Menschen und auch die Motivation, sich einst so lieben Hobbys oder Aktivitäten zu widmen, fehlt. Aus Wehwehchen werden Krankheiten, die sich durch depressive Verstimmungen noch verschlimmern können. Ein erfülltes Leben im Alter ist kein Hexenwerk, dafür braucht es aber auch die Mitarbeit der Senioren.

Lebensprobleme und Depressionen endlich aufarbeiten!

Über Probleme, Depressionen, Traumata zu reden, das ist für viele Senioren ein Tabu, denn sie kennen diese Offenheit einfach nicht. Die Kriegsgeneration hat eine Menge Dinge erlebt, die nur schwer zu verkraften sind, aber mit diesen Eindrücken, Erfahrungen und schlimmen Erlebnissen einfach so weitergelebt. In der Einsamkeit kommen manche Dinge wieder hoch und auch unbewältigte Belastungen im Laufe des Lebens sind noch niemals besprochen wurden. Man wollte die Kinder nicht damit belästigen oder ihnen gar so manchen Schicksalsschlag des eigenen Lebens verheimlichen, damit sie sich keine Sorgen machen. Doch es ist an der Zeit, endlich mit den Problemen aufzuräumen, um für sich selbst Ruhe zu finden. Verschiedene Lösungswege sind denkbar, z.B.:

Ein rückblickendes Tagebuch schreiben

Schreiben Sie im Tagebuchstil Ereignisse oder Erlebnisse auf, mit denen Sie einfach nicht abschließen können. Es hilft, der Seele Luft zu machen und die ungesagten Dinge endlich auszusprechen bzw. niederzuschreiben. Gefühle wie Wut, Trauer, Angst sollten dabei zugelassen werden, Schreiben befreit und reinigt. Vergessen Sie dabei nicht die Dinge, die Sie schon im Leben geschafft haben, alles, worauf Sie stolz sind. Denn gute und schlechte Erfahrungen liegen oft nahe beieinander. Wenn Sie sich selbst loben wollen, dann tun Sie das im rückblickenden Tagebuch. Gleichzeitig werden durch das Niederschreiben auch Erinnerungen festgehalten und bewahrt. Angehörige suchen oft nach dem Tod des geliebten Verstorbenen nach Antworten auf viele Fragen, die ein solches Tagebuch dann geben kann. Das hilft ungemein, mit dem Verlust besser umgehen zu können.

Psychologische Hilfe in Anspruch nehmen

Es ist nie zu spät, um professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Möglichkeiten sind vielfältig. So stehen in Städten und Gemeinden Ansprechpartner für die Lebensberatung zur Verfügung, aber auch Psychologen und Psychotherapeuten sind die richtigen Anlaufstellen, vor denen sich Senioren nicht scheuen sollten. Oft herrscht ein innerer Widerstand, weil man es einfach nicht gelernt hat, über Probleme zu sprechen, Tabus stehen im Vordergrund. Doch fragen Sie sich, was wiegt schlimmer? Jeden neuen Tag mit Grübeleien, Ängsten und unangenehmen Erinnerungen zu beginnen oder das zu tun, was dem Alter seine besondere Würze verleiht: Das Leben ohne Verpflichtungen zu genießen?

Neue Wege gehen und alte Muster verlassen

Für so manchen älteren Menschen ist Veränderung undenkbar. Nicht einmal ein Möbelstück darf in der Wohnung umgestellt werden. Die vertraute Sicherheit soll erhalten bleiben. Doch hinter dieser Haltung stecken oft Problembewältigungsstrategien, die Außenstehende nicht erkennen. Viele Senioren möchten sich krankheits- und altersbedingte Schwächen selbst nicht eingestehen und nach außen hin zeigen „Das kann ich alles noch“, obwohl es nicht der Realität entspricht. Im Vertrauten finden Sie Halt, der sie bestärkt. Doch langfristig gesehen, macht das die Situation nur schlimmer. Offene Gespräche mit Angehörigen, Freunden, dem Hausarzt oder aber Fachpersonal der Alten- und Krankenpflege können Lösungsstrategien aufzeigen. Auch, wenn diese Veränderungen bedeuten, so sollten sich Senioren nicht verschließen. Ohne Veränderung herrscht Stillstand, dabei ist jeder Tag des Lebens kostbar. In jedem Lebensalter ist Veränderung gefragt und daher ist es auch so wichtig, selbst im Alter noch neue Wege einzuschlagen, wenn die alten Pfade morsch und ausgetreten sind.

Weiterführende Informationen:

Stiftung Deutsche Depressionshilfe

https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/depression-in-verschiedenen-facetten/depression-im-alter

Emsländisches Bündnis gegen Depression

https://www.deutsche-depressionshilfe.de/regionale-angebote/emsland/start

Text „Depression im Alter“ kommt von Opa Lingen