Die alte Dame feiert Premiere in Lingen!
Im Theater an der Wilhelmshöhe führt die spielBühne Lingen e. V. erstmals den Klassiker von Friedrich Dürrenmatt über Geld, Moral und Korruption auf.
Wann?
Samstag, den 9. März 2024 ab 20 Uhr
Sonntag, den 10. März 2024 ab 20 Uhr
Wo?
Theater an der Wilhelmshöhe
Willy-Brandt-Ring 44, 49808 Lingen (Ems)
Inhaltsverzeichnis
Handlung
„Der Besuch der alten Dame“ spielt in der fiktiven Stadt Güllen, ein Ort, der sich im wirtschaftlichen Verfall befindet. Die Handlung setzt mit der Ankunft von Claire Zachanassian ein. Die alte und reiche Dame lebte vor Jahrzehnten in Güllen und trägt tiefe Rachegelüste gegenüber Alfred Ill, ihrem Geliebten aus früheren Zeiten. Dieser ließ Claire vor 45 Jahren schwanger zurück. Um seine Vaterschaft nicht anerkennen zu müssen, bestach er im Rahmen eines Gerichtsprozesses diverse Zeugen. Claire kehrte gedemütigt und entehrt ihrer Heimat den Rücken. Sie arbeitete als Prostituierte und heiratete schließlich den Besitzer mehrerer Ölquellen. Durch diese Ehe sowie acht weitere Heiraten gelangte sie zu ihrem Reichtum. Um ihren Besuch vorzubereiten, hat Claire in den vergangenen Jahren viele Grundstücke und Betriebe in der Gemeinde aufgekauft. Sie war deshalb maßgeblich am wirtschaftlichen Niedergang Güllens beteiligt, was die dort lebenden Bürger nicht wissen.
Ill, inzwischen ein sogenannter einfacher Bürgermeister von Güllen, hat eine Familie gegründet und gilt aufgrund seiner Funktion als einer der einflussreichsten Einwohner des Ortes.
Die reiche Claire macht den Not leidenden Bürgern ein Angebot, das sie nicht ablehnen können: Die Gemeinde erhält eine Milliarde aus ihrem Vermögen, wenn Ill getötet wird. Güllens Bürger sind zunächst angesichts des von Claire gemachten Angebots schockiert, allerdings wittern sie die Chance, sich von ihrer Armut und Verzweiflung zu befreien. Daher umwerben sie Ill und appellieren an ihn, sich seinem Schicksal zu ergeben. Zugleich beginnen die Bürger, über ihre Verhältnisse zu leben, da sie die Milliarde zugunsten der Gemeinde bereits als verbucht betrachten: Die Kaufleute gewähren großzügige Kredite, der Pfarrer kauft eine neue Glocke für die Stadtkirche und der Oberbürgermeister von Güllen erteilt die Genehmigung für den Bau eines neuen, aufwendig gestalteten Stadthauses. Ill bemerkt, dass die Einwohner von Güllen der Versuchung des Geldes erliegen.
Die Moral der Bürger erodiert, als sie ihre Prinzipien und Menschlichkeit über Bord werfen, um in den Genuss des Milliardenvermögens zu kommen. Sie loten Möglichkeiten aus, wie sie den Bürgermeister töten können, um die von Claire versprochene Zahlung zu erhalten.
Gegenüber Ill zeigen sich die Bürger scheinheilig. Sie bekunden ihre Solidarität und ihre Menschlichkeit. Zugleich spielen sie die allgegenwärtige Gefahr für das Leben des einfachen Bürgermeisters herunter. Symbolisch erklären sie Ill zum „beliebtesten Bürger Güllens“, um ihn in trügerischer Sicherheit zu wiegen.
Nur der Lehrer der Stadt, der sich selbst als Humanist bezeichnet, kritisiert das Verhalten der Bürger, wenn der Alkohol seine Zunge gelockert hat.
Die Schuld und die Angst zermürben Ill, sodass er sich dazu entscheidet, nach Australien auszuwandern. Die Bürger Güllens umringen ihn zum Abschied. Da Ill weiß, dass einer der anwesenden Personen seine Abreise verhindern wird, steigt er nicht in den Zug, der ihn fort aus seiner Heimatstadt bringen soll. Spätestens in diesem Moment erkennt er, dass sein Leben verloren ist und er seinem Schicksal nicht entkommen kann.
Kurze Zeit später erhält Ill vom Bürgermeister ein geladenes Gewehr, das ihn zum Suizid ermuntern soll. Er zögert jedoch und entscheidet sich zur Flucht nach vorn. Ill wendet sich an die Presse und verkündet, Claire Zachanassian habe der Stadt Güllen über eine Stiftung ein Milliardenvermögen zukommen lassen. Vor den laufenden Kameras stimmen die Bürger über die Annahme des Stiftungsvermögens ab. Die Öffentlichkeit außerhalb Güllens sowie die Presse wissen nicht, dass ein positiver Entscheid mit dem Tod Ills verbunden ist. Erwartungsgemäß stimmen die Bürger dafür, das Vermögen anzunehmen.
Abseits der Kameras bilden die Bewohner Güllens eine Gasse für ihren einfachen Bürgermeister, der die Stadt von der Armut befreit hat. Die Menschenmenge schließt sich immer enger um Ill. Als die Menschen wieder auseinandergehen, liegt er tot auf dem Boden.
Der Oberbürgermeister und der Amtsarzt attestieren, dass Ill vor Freude gestorben ist.
Claire übergibt den Milliardenscheck an den obersten Repräsentanten von Güllen und reist anschließend nach Capri. Dort erwartet sie in einem Mausoleum die Ankunft von Ills Leichnam.
Über den Autor Friedrich Dürrenmatt
Der gebürtige Schweizer Friedrich Dürrenmatt zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern und Dramatikern des 20. Jahrhunderts. Der Sohn eines Pfarrers verbrachte seine Kindheit und Jugend in verschiedenen Schweizer Städten.
Nachdem er sein Studium der Germanistik und Philosophie an der Universität Zürich abgeschlossen hatte, widmete sich Dürrenmatt der Schriftstellerei. Seine frühen Werke spiegelten expressionistische und surrealistische Einflüsse wider. Rasch fand er seinen eigenen Stil, der durch eine düstere Atmosphäre, schwarzen Humor und eine tiefgründige Auseinandersetzung mit moralischen Fragen charakterisiert war.
Neben „Die Physiker“ trug „Der Besuch der alten Dame“ zum literarischen Durchbruch Friedrich Dürrenmatts bei.
Der Schweizer gilt bis heute als einer der bedeutendsten Vertreter des absurden Theaters. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen für sein literarisches Schaffen, darunter den Georg-Büchner-Preis und den Schiller-Gedächtnispreis.
Dürrenmatt war ein engagierter politischer Kommentator, der sich vehement für Demokratie und Meinungsfreiheit einsetzte.
Über die spielBühne Lingen e.V.
Der Ursprung der Theatergruppe geht auf das Jahr 1979 zurück, als sie als Kurs der Volkshochschule Lingen gegründet wurde. Unter der Leitung von Norbert Radermacher und Walter Edelmann absolvierten die Mitglieder zunächst ein fast einjähriges intensives Theatertraining, bevor sie ihr erstes Stück vor Publikum aufführten. Die Theatergruppe feierte ihre Premiere auf dem Lingener Marktplatz, auf dem sie im Rahmen eines Jahrmarkttheaters Szenen und Lieder darbot.
Der Erfolg der ersten Auftritte führte 1982 zur Gründung eines eingetragenen Vereins, der aus dem VHS-Kurs entstand. Neben anspruchsvollen Stücken für Erwachsene beschlossen die Mitglieder, alle zwei Jahre ein Kinderstück aufzuführen. Zu den erfolgreichen Inszenierungen zählten unter anderem „Pünktchen und Anton“ (1982), „Pippi Langstrumpf“ (1983), „Peter Pan“ (1996), „Das Sams“ (2006), „Der kleine Vampir“ (2008) und „Es ist ein Elch entsprungen“ (2012).
In den letzten Jahren konzentriert sich die Spielbühne verstärkt auf Stücke moderner Autoren, die aktuelle und gesellschaftspolitische Themen und Bezüge aufgreifen. Werke wie „Top Dogs“ (2006), das sich mit den Folgen von Arbeitslosigkeit auseinandersetzt, und „Hotel Paraiso“ (2007), das die Kommunikationsprobleme einer Familie beleuchtet, stehen auf dem Spielplan.
Der Verein nimmt außerdem an verschiedenen Festivals wie dem Niedersächsischen Theatertreffen teil. Die Darsteller treten zudem bei Aufführungen außerhalb Lingens auf, etwa in Kehl, Friedrichshafen, Stralsund und Berlin. Auch im Ausland feiert die Gruppe Erfolge, indem sie den Deutschen Amateurtheaterverband zu verschiedenen Anlässen in Nancy (Frankreich), Litauen und Japan repräsentierte.
Text „Der Besuch der alten Dame“ kommt von Opa Lingen
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