Erscheinungsfest und Weihnachten
Das Jahr schreitet mit Riesenschritten voran und schon hält sie wieder Einzug in Lingen – die ‚Ankunftszeit’, die Wartezeit, die Vorbereitungszeit – besser bekannt unter dem Namen Adventszeit. Sie beginnt alljährlich am vierten Sonntag vor Weihnachten und kennzeichnet zugleich den Beginn des Kirchenjahres. Zu verdanken haben wir die Festlegung der Adventszeit auf unsere heutigen vier Sonntage dem Papst Gregor, der im siebten Jahrhundert etwas Ordnung in das Kirchenjahr brachte. Bis dahin schwankte die Adventszeit zwischen sechs bis acht Wochen und war eigentlich die Fastenzeit. Diese begann einst am 11. November und endete am 6. Januar. Der 6 Januar war das ursprüngliche Datum für Weihnachten und wurde unter dem Namen „Erscheinungsfest“ begangen. Und nichts anderes bedeutet das lateinische Wort Advent. Es drückt aus, dass etwas ganz Besonderes, oder jemand Besonderes erscheinen wird.
Traditionell wird in vielen Wohnzimmern aber auch in Schulen, Kirchen und anderen öffentlichen Begegnungsstätten, wieder der Adventskranz aufgehängt. Eingeführt hat ihn im 18. Jh. ein Theologe aus Hamburg, namens Johann Hinrich Wichern. Der gute Mann war auch noch Erzieher in einem Waisenhaus. Es wird erzählt, dass er den Adventskranz hauptsächlich für die Kinder gebaut hat, damit sie wissen, wie lange es noch bis Weihnachten dauerte. Sein Adventskranz bestand allerdings nicht – wie der heutige Kranz – aus vier Kerzen, sondern aus vierundzwanzig.
Die Adventszeit ist für viele Menschen, in der Erinnerung an ihre Kindheit, verbunden mit aufregenden Heimlichkeiten, mit herrlichen Backorgien, mit Bastelnachmittagen, Vorlesezeiten und gemeinsamem Singen und Spielen mit der ganzen Familie. Das gibt es auch heute noch und viele Beschäftigungen während der Adventszeit, lassen die Vorfreude auf Weihnachten noch steigen. Dabei ist es gar nicht so aufwendig, schon mal ein wenig weihnachtliches Flair ins Haus zu zaubern. Es muss auch nicht immer ein großer Adventskranz sein, der von der Decke hängt. Man kann mit den Kindern aus Tannenzweigen und etwas Weihnachtsschmuck sehr schöne Gestecke zaubern. Mag es vielleicht nicht so perfekt gelingen, wie ein Gekauftes – mehr Freude bereitet es allemal. Auch beim Backen der vielen verschiedenen Kekssorten, sind die meisten Kinder mit Begeisterung dabei und der Duft, der dabei durchs Haus zieht, wird sie für den Rest ihres Lebens immer wieder an diese Zeit erinnern.
Neben den Keksen wird auch in vielen Familien der Christstollen gebacken. Ein gehaltvoller Teig, der es wirklich in sich hat. Man kann ihn ruhig einige Zeit vor Weihnachten fertigstellen, da er durch Lagerung an Geschmack gewinnt. Das Gleiche gilt für Lebkuchen aller Art. Sie schmecken erst richtig gut, wenn sie eine Zeit geruht haben.
Was natürlich nirgendwo fehlen darf, ist der Adventskalender. Die ersten Adventskalender gab es Anfang des 19.Jh. Sie enthielten weder Spielzeug noch Süßigkeiten. Sondern hinter ihren Türchen verbargen sich kleine Bilder mit Motiven aus der biblischen Geschichte. Eigentlich tragen die heutigen Adventskalender ihren Namen zu Unrecht, denn sie beginnen erst, wenn die Adventszeit schon angefangen hat. Die echten Adventskalender müssten immer zwei, drei Türchen mehr haben, wenn sie mit dem 1. Adventssonntag beginnen.
In die Adventszeit fällt aber noch ein anderes wichtiges Ereignis, das die spannende Wartezeit auf Weihnachten erträglicher macht: Der Nikolaus kommt. Und er kommt mittlerweile überall. Kam er früher still und heimlich ins Haus und steckte den braven Kindern eine kleine Belohnung in den aufgestellten Stiefel und den weniger Braven eine Rute, so sieht man ihn heute mit unzähligen Helfershelfern in fast allen größeren Geschäften herumstiefeln und Süßigkeiten an die Kinder verteilen. Und das nicht nur am 6. Dezember, dem eigentlichen Nikolaustag, sondern die ganze Adventszeit hindurch. Dass er Ruten verteilt, habe ich noch nie erlebt. Das lässt mich zu dem Schluss kommen, dass die Kinder von heute wesentlich braver sind, als noch vor dreißig oder vierzig Jahren. Und also sollen sie doch diese herrlich, romantische Adventszeit in vollen Zügen genießen, denn nur als Kind, kann man sie noch so ganz ohne Stress und Hektik erleben und als eine ganz besondere Jahreszeit erfahren.
Text + Bild „Adventszeit bei Oma & Opa“ kommt von Opa Lingen
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