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Ist Wein bekömmlich oder unbekömmlich?

Was wären wir Europäer nur ohne unseren Europäischen Gerichtshof? Offensichtlich einfach nur unmündige Kinder, denen man nur mit Geboten, Verordnungen und Verboten ein gesundes, selbstverantwortliches Leben zutraut. Angesichts einer wachsenden Zahl von alkoholabhängigen Menschen mag das neueste Urteil, auf den ersten Blick, zum Schutz der Verbraucher beitragen:

Pfälzer Winzer dürfen ihre Weine nicht mehr als „bekömmlich“ bezeichnen.

Winzer probt den Wein
Foto pixabay.com

Was mögen sich die Hüter der Europäer bei der Ausarbeitung dieses Verbotes gedacht haben?

Der Genuss von Alkohol ist grundsätzlich ein potentielles Gesundheitsrisiko. Und zwar abhängig davon, wie man mit ihm umgeht. Jedes andere Lebensmittel kann allerdings ebenso zum Gesundheitsrisiko werden, wenn man es im Übermaß konsumiert oder allergisch auf bestimmte Stoffe reagiert. In dem Fall kann man tatsächlich nicht davon sprechen, dass dem Verbraucher etwa sein Wein gut bekommen würde.

Denn etwas anderes besagt das Wort „bekömmlich“ nicht. Ein Glas Wein wird bei einem gesunden Menschen keinerlei Schaden anrichten und ihm gut bis sehr gut bekommen. Der Europäische Gerichtshof begründet seine Entscheidung damit, dass die Pfälzer Weine einen hohen Alkoholgehalt vorweisen, und zwar 1,2 Volumenprozent. In dieser Konzentration könne man das Wort „bekömmlich“, das sich auf die Gesundheit bezieht, nicht erlauben. Da stellt sich die Frage, ob Kräuterschnäpse, die einen wesentlich höheren Alkoholgehalt aufweisen, weiterhin als magenfreundlich bezeichnet werden. Schließlich kann man auch sie literweise kaufen und konsumieren.

Bekömmlich ist, was gut bekommt

Eine gesunde Leber wird auch einen höher prozentigen Wein ohne weiteres verkraften, vorausgesetzt, es bleibt bei einem Gläschen hin und wieder. Gute Weine sind wohlschmeckend und wirken durch den Alkoholanteil entspannend auf die Gefäße und die Seele. Weine werden seit Menschengedenken hergestellt und entstehen sogar auf natürliche Weise, wenn Früchte in der Natur überreif der Sonne ausgesetzt sind. Ein Klassiker aus der Welt der Tierfilme zeigt, dass es in einigen Gebieten der Erde alljährlich zu einem berauschenden Früchte-Fress-Event kommt, wo Tiere vom Nager bis zum Elefanten reichlich beschwipst den Fressplatz verlassen. Ein eindeutiges Beispiel dafür, dass diese Tiere offensichtlich die gegorenen Früchte im Übermaß genossen haben und sie ihnen nur deshalb nicht gut bekommen sind.

Ob ein Genussmittel bekömmlich ist oder nicht, dürfte individuell sehr unterschiedlich sein und schlicht vom Umgang mit ihm abhängen. Wer also Genussmittel wie Wein, Kaffee, Tee, Schokolade und sogar Tabak in geringen Mengen konsumiert, wird selten einen Schaden davon tragen und ihm werden diese kleinen Highlights des Feierabends auch sicher gut bekommen. Dass man von ihnen nicht gesund wird, erwartet schließlich keiner. Obwohl – der Rotwein hat durchaus einen guten Ruf, der Gesundheit förderlich zu sein. Und zwar durch seine wertvollen Inhaltsstoffe, die sich direkt in der Schale befinden. Sie vermindern nachweislich bei mäßigem aber regelmäßigem Genuss das Verkalken der Arterien und beugen so Herz- und Kreislauferkrankungen vor. Hierzu wird immer gern auf das französische Volk verwiesen, bei dem der Rotwein ein Nationalgetränk ist, das zu täglich zu den Mahlzeiten genossen wird. Frankreichs Statistik der Schlaganfälle und Herzinfarkte liegt in Europa besonders niedrig. Studien sind zu dem Ergebnis gekommen, dass das tägliche Glas Rotwein eine entscheidende Rolle dabei spielt.

Wie meistens im Leben macht auch beim Wein die Dosis wieder das Gift und entscheidet darüber, wie viel bekömmlich ist und ab welcher Menge unbekömmlich. Zumindest kann man behaupten, dass Wein für jemanden, der abnehmen möchte, eher unbekömmlich ist, zwar nicht was den Geschmack oder das Wohlbefinden betrifft, dafür aber, was seinen Kaloriengehalt angeht. Eine Flasche Wein enthält zwischen ca. 500-700 Kalorien, das entspricht einer sättigenden Mahlzeit. Man sollte diese Kalorien also im Auge haben, wenn es darum geht, Gewicht zu reduzieren. Für alle anderen Fälle muss jedem Menschen das Recht zustehen, selbst entscheiden zu können, was ihm bekommt und was nicht. Da gäbe es eine Menge anderer Lebensmittel, die uns zugemutet werden, die wesentlich weniger bekömmlich, ja sogar gesundheitsgefährdend sind, die aber dennoch als „gesund“ angepriesen werden.

Text „Ist Wein bekömmlich oder unbekömmlich?“ kommt von Opa Lingen

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