Die letzten Feiertage im November.
Der Totensonntag ist der letzte Feiertag im November, bevor – zumindest im Kirchenjahr – wieder eine erfreulichere Zeit des Advents beginnt. Zuvor aber wird der Totensonntag von Angehörigen Verstorbener genutzt, um noch ein letztes Mal im Jahr die Gräber herzurichten für die Winterruhe. Spätestens zu diesem Zeitpunkt werden alle Reste verblühter Pflanzen von den Gräbern genommen, auch das Unkrautzupfen findet ein letztes Mal statt, und das Grab wird für die Winterruhe hergerichtet. Viele Menschen decken die Erde mit Tannenzweigen ab, um die in der Erde ruhenden Blumenzwiebeln vor zu hartem Frost zu schützen. Statt üppig blühender Blumen sieht man jetzt überall hübsche winterharte Gestecke aus Tannen, Tannenzapfen und weihnachtlichem Schmuck, auf den Gräbern liegen. Auch Kerzen und Laternen werden aufgestellt und geben den Gräbern trotz Regen, Sturm und Kälte in diesen ungemütlichen Zeiten, ein ansprechendes Aussehen.
Mancherorts wird dieser Sonntag auch Ewigkeitssonntag genannt. Er wurde 1886 eingeführt und soll das Kirchenjahr beenden, indem noch einmal an die im laufenden Jahr verstorbenen Menschen erinnert wird und zum anderen daran, dass die Bibel eine Zeit der Auferstehung vorhersagt. Nachzulesen im Neuen Testament Offb. 21, 1-7 und Mt 25, 1-3. In den meisten Kirchen werden auch die Predigten auf diese Texte ausgerichtet und es wird verstärkt gebetet, dass Christus wiederkehren und das Reich Gottes endlich für die Welt kommen möge.
Wer nicht ganz so bewandert ist, in den kirchlichen Feiertagen, verwechselt den Totensonntag schon mal mit dem Volkstrauertag, der eine Woche vor dem Totensonntag stattfindet. Er ist allerdings kein kirchlicher Gedenktag, sondern ein staatlicher, der seit 1926 offiziell gilt und vielerorts praktiziert wird. Dieser Sonntag soll vor allem ein Tag der Stille sein. Stille, um zurückzudenken an all die Menschen, die in sinnlosen Kriegen ihr Leben lassen mussten. Sowohl als Soldaten als auch als Zivilisten. Während also der Totensonntag ein eher persönlicher Gedenktag an Verstorbene ist, stellt der Volkstrauertag einen Sonntag dar, der umfassender ist und eine Mahnung sein soll, an gegenwärtige und zukünftige mögliche Opfer von Kriegen.
Mit dem Totensonntag, der immer am vorletzten Sonntag im November stattfindet, endet das Kirchenjahr. Eine Woche später dann beginnt das neue Kirchenjahr mit dem ersten Advent. Es darf wieder gehofft werden und fröhlich gefeiert. Das ist der Grund, weshalb z.B. weihnachtliche Betriebsfeiern und Weihnachtsmärkte immer erst nach dem letzten Sonntag im Kirchenjahr stattfinden. Und mit der angesagten Fröhlichkeit steigen Hektik und Aktivitäten im Alltag wieder sprunghaft an. Weihnachtsvorbereitungen stehen auf dem Programm. Feste und Feiern für die Adventszeit sind die ersten Zeichen dafür, dass die trostlose Herbstzeit zu Ende geht. Menschen, die im November unter depressiven Stimmungen litten, werden diese jetzt bald überwunden haben, da das Wetter die Landschaft vom nassen Grau in Grau, in eine kalte aber klare freundliche Idylle wandelt. Eigentlich hätte ich hier gern geschrieben: dass sich die Landschaft in eine freundliche weiße Winterlandschaft wandelt. Aber das nimmt mir ja niemand mehr ab in unseren Breitengraden. Ich konnte als Kind noch während der Adventszeit am Fenster sitzen und die fallenden Schneeflocken freudig begrüßen und habe die Weihnachtszeit so erlebt, wie sie noch heute auf Bildern abgebildet wird: mit spielenden Kindern auf Schlitten oder beim Bau von Schneemännern. Und ganz ehrlich, um wirklich in diese freudige Stimmung der Weihnachtszeit zu kommen, fehlt mir die weiße Pracht tatsächlich. Genauso, wie es ein recht sonderbares Gefühl ist, wenn ich am Totensonntag ein Grab für die Winterruhe herrichten will und es empfangen mich die ersten zarten Triebe von Narzissen und blühenden Rosen, auf denen sich mitten im November Marienkäfer tummeln.
Text „Die letzten Feiertage im November.“ kommt von Opa Lingen
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